Instagram-Spielersuche führt zum Erfolg

Mai 2025: Die erste Herrenmannschaft des MTV Stuttgart feiert den Aufstieg in die Landesliga. Statt sich jetzt aber entspannt auf die Sommerpause zu freuen, posten sie auf Instagram ein kurzes Video: „Neuzugänge willkommen – Handballer gesucht“. Gezeigt werden Trainingsszenen, im Hintergrund läuft die eigene Vereinshymne (ja, die gibt es wirklich).

Das Ergebnis: Zehn Spieler meldeten sich – sechs von ihnen sind geblieben. Für einen Landesligisten ein riesiger Gewinn. Und das alles nur durch einen Social-Media-Post, der mittlerweile fast 90.000 Menschen erreicht hat.

Das Beispiel zeigt: Reichweite ist schön, aber der eigentliche Wert von Social Media liegt darin, dass es konkrete Probleme löst, die Vereine überall haben – Spieler finden, Aufmerksamkeit erzeugen, Menschen für das Vereinsleben begeistern.

Dieser Beitrag ist zuerst bei handball.net erschienen.

Hier geht es zu meiner Kolumne „Spielzug – Ideen für Vereine“.

Vom Infokanal zum Reichweitenhit

Ich wollte wissen, wie das funktioniert. Also habe ich mit Peter Kolb gesprochen, ehrenamtlich in der Handballsparte aktiv und hauptberuflich einer der Geschäftsführer des Hauptvereins MTV Stuttgart.

„Wir haben irgendwann mal mit Facebook angefangen, eher um die Abteilungsmitglieder auf dem Laufenden zu halten. Dann kam Instagram dazu und irgendwann auch TikTok.“ Bis Mitte 2024 war das vor allem Info-Content: Spielberichte, Weihnachtsfeier, ein paar Impressionen aus der Halle.

Der Wendepunkt kam mit einem simplen Gedanken. Peter Kolb fragte sich: Was würde mich eigentlich selbst bei Instagram interessieren? Nicht Ergebnisse und auch keine Challenges fielen ihm da ein – sondern Trainingsinhalte. Also begann er, kurze Clips aus den Übungseinheiten zu posten: Wurfserien, Stabiübungen, Verbesserung der Sprungkraft, Spielsituationen.

“Und dann war da irgendwann ein Video dabei, das richtig reingeknallt hat. Ab da kamen viele Follower dazu.”, berichtet Kolb. Monatelang spielte der Algorithmus die Inhalte des MTV Stuttgart tausendfach in die Feeds. Heutiger Stand der Accounts: Knapp 7.000 Follower auf Instagram, über 5.000 bei TikTok. In der Regel sehen die Videos tausende Menschen, Spitzenclips erreichen 250.000 Views, ein Ausreißer sogar 1,2 Millionen.

Der Ansatz: Pragmatismus statt Hochglanz

Gefilmt wird mit dem Handy: Mal durch Trainer, mal durch Spieler, meistens aber noch durch Peter selbst. „Wir probieren einfach aus. Alles Learning by doing. Ich bin gerade 60 geworden und hatte null Erfahrung mit TikTok.“

Dabei nutzt er die Trainer:innen als kleines Social Media Team und bittet sie, ab und zu Übungen zu filmen. Vorgaben? Keine. Stattdessen einfache Tipps: Nah ran, viel Bewegung, kurze Sequenzen. Und genau das funktioniert – nicht trotz, sondern wegen der Unperfektheit.

Kolb: “Es gibt ja auch jede Menge Profis, die dir erklären wollen, wie man den Start eines Videos gestalten muss oder die Caption aussehen soll, damit die Leute länger zuschauen. Das haben wir alles bewusst ignoriert. Wir probieren einfach.”

Social Media im Handball: Sechs Learnings für andere Vereine

  • 1
    Content statt Ergebnisdienst: Ergebnisse findet man überall. Spannend wird es, wenn man Trainingsinhalte, besondere Übungen oder Alltagsmomente zeigt – also eigene Wege geht.
  • 2

    Authentizität schlägt Hochglanz: Die Clips sind nicht perfekt, aber echt. Das wirkt glaubwürdig – und ist für Ehrenamtliche machbar. Lieber pragmatische Lösungen und dafür mehr Output als wenige perfekte Videos.

  • 3
    Organisation erleichtern: Vorgaben im Ehrenamt sind immer schwierig. Besser: Klare Bitten, einfache Tipps und ein fester Verteiler, der Clips sammelt. Der MTV Stuttgart nutzt zudem einfache Templates, mit denen die Videos vereinheitlicht werden können.
  • 4

    Regelmäßigkeit ist entscheidend: “Was wirklich viel ausmacht ist, dass du sehr regelmäßig postest, am besten täglich”, berichtet Peter Kolb. Das deckt sich mit vielen Berichten großer Accounts: Sichtbarkeit entsteht über Konstanz.

  • 5

    Realistische Ziele setzen: Sponsoren lassen sich so (noch) nicht gewinnen. Aber: Mehr potenzielle Spieler:innen, mehr Sichtbarkeit, mehr Identität. Das Beispiel mit den zehn Bewerbern zeigt: Schon ein Clip kann große Wirkung haben.

  • 6

    Der Algorithmus bleibt unberechenbar: Was auf Instagram gut läuft, floppt auf TikTok – und umgekehrt. Erfolg lässt sich nicht planen. Entscheidend ist, dranzubleiben und regelmäßig Neues auszuprobieren.

Ausblick: Der nächste Schritt

Aktuell gibt es eine kleine Schwächephase, was die Reichweiten der Stuttgarter angeht. Aber Stillstand ist keine Option für die Schwaben. Gerne möchte er zeitnah 10.000 Follower bei Instagram erreichen. Daher überlegt Peter Kolb bereits, was das nächste Level sein kann: Vielleicht das Etablieren von festen Rubriken und Charakteren, die regelmäßig auftreten? Nicht alle Spieler wollen vor die Kamera, doch einige sind bereit, Tipps zu geben und ihr Gesicht zu zeigen. „Das ist gerade in der Mache.“

Fazit

Viele Vereine suchen verzweifelt nach Spielern. Der MTV Stuttgart hat einfach das Handy gezückt. Ein kurzes Video, ein paar Trainingsszenen, die Hymne im Hintergrund – und plötzlich stehen sechs neue Spieler in der Kabine. Vielleicht liegt die Lösung für manche Probleme näher, als wir denken.

Natürlich ist das mit Aufwand verbunden. Aber das Beispiel zeigt auch: Es muss nicht perfekt sein. Es muss nur funktionieren.

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